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Porträt der Galerie Rudolf Springer

Rudolf Springer wurde am 09.04.1909 als Urenkel des Wissenschafts-Verlagsgründers Springer geboren. Seine Familie gehörte dem liberalen und weltoffenen Berliner Großbürgertum an. 1927 machte er sein Abitur und danach eine Ausbildung zum technischen Kaufmann. 1932-1934 war er bei Siemens in Paris tätig. 1940 absolvierte er den Kriegsdienst in Frankreich. Nach Kriegsende hielt er sich im Rheinland auf und ging erst 1947 wieder nach Berlin, zusammen mit seiner französischen Frau und den vier Töchtern, die zwischen 1942 und 1947 geboren wurden.

1947 war Rudolf Springer zunächst als Ausstellungsleiter und Geschäftsführer der Galerie Gerd Rosen tätig, die als erste Nachkriegsgalerie 1945 in Berlin ihre Türen öffnete und in der er seine ersten Erfahrungen mit dem Kunsthandel machte.

Im Frühsommer 1948 sorgte die Berlin-Blockade auch dafür, dass die Kunst unter den Einfluss der politischen Verhältnisse geriet. Die Verfechter der traditionellen, gegenständlichen Malerei (dazu gehörten auch die unter dem sowjetischen Kultureinfluss entstandenen Werke im Stile des ‚sozialistischen Realismus’) und die Verfechter der abstrakten Kunst boten sich eine kontroverse Auseinandersetzung in der Presse. Neben anderen Bereichen stand auch die Presselandschaft in Berlin unter dem Einfluss der vier Alliierten, die mit ihren unterschiedlichen politischen und kulturellen Ansichten die Auseinandersetzungen anheizten.

Am 08.12.1948 eröffnete Rudolf Springer seine erste eigene Galerie im elterlichen Haus in Berlin-Zehlendorf. Er zählt zu einen der ersten Galeristen für die Etablierung des Kunsthandels im Nachkriegs-Berlin. In den Anfangsjahren der Galeriezeit spielte der Verkauf noch eine untergeordnete Rolle. Zum einen auf Grund der Kriegssituation, zum anderen auf Grund des künstlerischen Schwerpunktes der Galerie Springer. Ausgestellt wurden junge Künstler, die ihre Werke nach dem Krieg geschaffen hatten und denen das Renommee fehlte, um in der finanziell schwierigen Nachkriegszeit gekauft zu werden. 1948 gab es fünf Galerien in Berlin und Berliner Künstler wie Bernhard Heiliger, Hans Uhlmann oder Heinz Trökes stellten in mehreren Berliner Galerien gleichzeitig aus.

1950 bis 1953 bezog Rudolf Springer Räume im ‚Maison de France’ am Kurfürstendamm 21/Ecke Uhlandstraße, eines der ersten wieder durch die Franzosen aufgebauten Häuser. Dort zeigte er erste Ausstellungen von André Masson und Joan Miró. Danach folgte die erste Ausstellung von Hermann Bachmann(1950), den Springer viele Jahre als Kunsthändler und Freund begleitete. Weitere wichtige Ausstellungen aus dieser Zeit sind: Gerhard Fietz (1950), Marcus Behmer (1951), Willi Baumeister (1952), drei junge Grafiker (unter anderem mit Arnulf Rainer), Alexander Calder und Heinz Trökes (alle im Jahr 1952). 1953 musste Springer aus dem ‚Maison der France’ ausziehen, konnte dort aber noch gelegentlich Einzelausstellungen präsentieren, wie den französischen Bildhauer Henry Laurens und den ebenfalls in Frankreich lebenden Surrealisten Hans Bellmer, dem Springer seine erste Einzelausstellung in Deutschland ausrichtete.

Neben dem ‚Maison de France’ gab es weitere Ausstellungsräumlichkeiten für die Galerie: das sogenannte‚ 'Quartier Bohème', ein Restaurant mit kleiner Bar, wo es laut Springer nach dem Krieg als Erstes wieder "Rotwein und Pommes" gab, stellte ihm eine Ausstellungswand für die Präsentation junger Künstler zur Verfügung. Hier zeigte Springer Fotos von Herbert Tobias, Joachim Ringelnatz als Maler oder Kohlezeichnungen von Klaus Kinski. Die Ausstellung kam allerdings nicht zustande, da sich Springer mit Kinski kurz vor der Ausstellungseröffnung überworfen hatte.

Durch seine Aufenthalte in Frankreich orientierte sich Rudolf Springer Anfang der 1950er Jahre an der Kunstmetropole Paris, dem damaligen europäischen Zentrum für den Handel mit Gegenwartskunst. 1950 stellte er den französischen Künstler André Masson in Berlin-Zehlendorf aus. Die Ausstellung kam in Zusammenarbeit mit der Galerie Buchholz in Madrid zustande, die dem Bedürfnis der Berliner nach internationalen Kontakten entgegenkam. Im Gegenzug stellte die Galerie Buchholz unter dem Titel ‚Artistas Berlineses de hoy’ 1950 die Künstler Hans Hartung, Werner Heldt, Heinz Trökes, Hans Uhlmann und Mac Zimmermann in Madrid aus. Bereits 1952 und später 1956 vertrat Rudolf Springer den Ostdeutschen Künstler Gerhard Altenbourg (sein richtiger Name ist Gerhard Ströch) erstmals in Deutschland aus.

Im Februar 1954 fand Springer seine neuen Räumlichkeiten am Kurfürstendamm 16 in Berlin, die er erst im Jahr 1968 wieder verlassen sollte. Die erste Ausstellung erfolgte mit Werken von Max Ernst einem zu diesem Zeitpunkt in Deutschland erst wieder zu entdeckenden Künstler. Ernst Wilhelm Nay stellte mit zehn speziell für die Ausstellung in der Galerie Springer geschaffenen Ölarbeiten 1954 aus.

1955 zeigte Rudolf Springer im ‚Maison de France’ den Künstler Hans Arp. 1957 erfolgte eine Ausstellung des in Frankreich ansässigen Informel-Künstlers WOLS, der bereits 1951 verstorben war und in Deutschland noch wenig Beachtung erfuhr.

1958 fand die erste Einzelausstellung von Georg Meistermann statt. 1959 gab es die erste Einzelpräsentation von Piero Dorazio, dem Wegbereiter der abstrakten Kunst in Italien, der in den folgenden Jahren ein zentraler Künstler der Galerie wurde.

Im Februar/März 1960 stellte Springer seine Räume für eine besondere Ausstellung zur Verfügung. Unter dem Titel ‚Ungesühnte Nazijustiz’ stellten Studenten der Freien Universität Berlin Gerichtsakten aus der Nazizeit aus, aus denen hervorging, dass noch im Amt befindliche Juristen damals Urteile im Interesse der Nazi-Diktatur fällten. In diesem Jahr erfolgte auch eine personelle Veränderung in der Galerie Springer. Michael Werner, der später seine eigene Galerie gründete, wurde fester Mitarbeiter in der Galerie Springer. Der um einige Jahre jüngere Michael Werner vermittelte 1966 zum Beispiel Georg Baselitz mit seinem ihm „damals noch fremden Pathos“ an Rudolf Springer.

Im Verlauf der 1960er Jahre gewannen die amerikanischen Künstler an Bedeutung. Ausgestellt wurden zum Beispiel Sam Francis (1961), 11 Pop Artists (1966) oder Allen Jones (1970). 1961 zeigte Springer Aquarelle des amerikanischen Schriftstellers Henry Miller sowie eine Portraitbüste von Henry Miller, die im Auftrag von Springer von dem italienischen Bildhauer Marino Marini angefertigt wurde.

1967 nahm Rudolf Springer als Mitglied des Vereins Progressiver Deutscher Kunsthändler am ersten Kunstmarkt Köln in Gürzenich teil. 1968 fand Springer neue Räume in der Fasanenstraße 13 in Berlin. Dort erschien im März die erste Ausgabe der „Fasanenstraße 13“, eines Mitteilungsblatts, das über die aktuellen Ausstellungen berichtete (zum Teil mit Beiträgen der Künstler selbst) und galerieinterne Informationen umfasste.

In den 1970er Jahren fanden in der Galerie Springer neben den bekannten Künstlern der Galerie folgende Künstler eine Plattform: der aus Österreich stammende Pop-Art-Künstler Christian Ludwig Attersee, der Amerikaner William Copley, die Berliner Künstlerin Christa Dichgans (die Springers vierte Frau werden sollte), der österreichische Aktionskünstler Günter Brus und der amerikanische Künstler George Baker, der 1978 anlässlich des 75jährigen Jubiläums der amerikanischen Handelskammer in Berlin die kinetische Wandplastik "Alunos-Discus" in der der Deutschen Oper gestaltete.

Die Ausstellungen der 1980er Jahre waren unter anderen von bekannten deutschen Künstlern wie Markus Lüpertz, Georg Baselitz, A.R. Penck, Jörg Immendorf und Ina Barfuss geprägt. 1983 veranstalteten Markus Lüpertz und A.R. Penck ein Konzert in der Galerie Springer. Im gleichen Jahr gründete Springer mit dem Schweizer Künstler und Ausstellungsmacher Johannes Gachnang den in Bern ansässigen Kunstbuch-Verlag Gachnang und Springer und nahm so seine familiäre Verlagstradition wieder auf.

1989 zog sich Rudolf Springer aus seiner Galerie zurück und überließ die Führung seinem Sohn Robert Springer und dem ehemaligen Mitarbeiter Gerald Winckler, die bereits 1991 in Frankfurt eine eigenständige Galerie gründeten.

Gänzlich unbeeindruckt schien Rudolf Springer von der in der Kunstkritik thematisierten Unvereinbarkeit von abstrakter und gegenständlicher Kunst zu sein. Er stellte beide Kunstrichtungen aus, ohne sich in irgendein Schema pressen zu lassen. Die Programmstruktur lässt eine schillernde Mischung erkennen, die grenzüberschreitend charakterisiert werden kann. Dazu Rudolf Springer: „Ich habe ja nie etwas gemacht was ich nicht wollte. Ganz gleich, ob es schlecht war, ich habe nur Kunst gezeigt, an der ich irgendwie beteiligt war. Ich wollte eben keine Sortengalerie, ich wollte auch meinen Charakter vermitteln…“

Adressen:

  • 12/1948: Berlin-Zehlendorf
  • Maison de France, Berlin, Kurfürstendamm 211 (Ecke Kurfürstendamm/Uhlandstr.)
  • Quartier Bohème, Berlin (Ecke Kurfürstendamm/Wilmersdorferstr.)
  • 1954: Berlin, Kurfürstendamm 16
  • 1968: Berlin, Fasanenstrasse 13
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