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Porträt der Galerie Parnass

Die von Architekt Rolf Jährling 1949 gegründete Galerie Parnass, die sich schon früh um die Vermittlung von Kunst der Gegenwart einsetzte, zählte zu den wagemutigsten Galerien im Nachkriegsdeutschland. Im Städtedreieck Düsseldorf-Wuppertal-Köln wirkte Jährlings Parnass neben den Galerien Schmela und der Galerie 22 in Düsseldorf sowie der Galerie Der Spiegel in Köln als erster Förderer der rheinischen Avantgarde und wurde bald zu einem Zentrum des kulturellen Neubeginns im noch kriegszerstörten Wuppertal. Die Bedeutung dieser Galerien für die Entwicklung und den Aufbau des Kunsthandels nach 1945 ist nicht zu unterschätzen. Dem kulturellen Leben waren die Grundlagen entzogen: es fehlte “(…) jenes Netzwerk zwischen den (wenigen) Galerien, das für den Austausch von Informationen und Werken, für die Weitergabe oder Übernahme von Künstlern wie Kunden unentbehrlich ist”. Nach dem Krieg mußten die eigene Identität und der Anschluß an die internationale Kunstszene erst wieder gefunden werden.

Nach seiner Ausbildung an der Technischen Hochschule Berlin zog der Diplom-Ingenieur Rudolf Wolfgang Jährling nach Wuppertal, um sich dort als Architekt niederzulassen. Sein Interesse an moderner Kunst hatte er seinem Kollegen Heinz Rasch zu verdanken, der in seinem “Studio für neue Kunst” zwischen 1946 und 1953 rund 120 Einzelausstellungen lebender Künstler und Architekten veranstaltet hatte. Unter dem Dach eines halbzerstörten Lagerhauses gründete Rolf Jährling im Januar 1949 die Galerie Parnass unter der folgenden Adresse: in der Aue 30 a, drei Treppen hoch. Die Räume des Architekturbüros hatten eine mehrfache Funktion: sie dienten gleichzeitig für die Präsentation von Ausstellungen als auch für verschiedene kulturelle Aktivitäten. Das Spektrum reichte von Architektur, Plastik, Bühnenkunst, Fotografie bis zu Vorträgen, Diskussionen, Happenings und Musikvorführungen.

Die ersten Ausstellungen widmete Jährling vor allem Bildhauern und Malern seiner Generation; schon früh zeichnete sich in seinem Ausstellungsprogramm eine Vorliebe für die abstrakte Kunst ab. Mit Beginn der 1950er Jahren orientierte sich Rolf Jährling – wie auch andere Galeristen seiner Generation - an der Kunstmetropole Paris, die damals das europäische Zentrum für den Handel mit Gegenwartskunst war, aber auch deutsche Museen und Kunstvereine orientierten sich in ihrem Ausstellungsprogramm an der Metropole. Der Münchener Galerist Otto van de Loo beschreibt die stimmulierende Wirkung und stilbildenden Kraft der Pariser Szene: "…jeder Kunsthändler, der auf sich hielt und der die Avantgarde wenigstens am Zipfel erwischen und an der glanzvollen Parade der damals, so schien es, unumstrittenen großen Heroen der modernen Malerei teilnehmen wollte, (musste) zumindest eine Monatsfahrkarte als Fahrbillet nach Paris in der Tasche haben (…)."