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In memoriam Bogislav von Wentzel | 1936 – 2020

 

Bogislav von Wentzel, geboren am 14.8.1936 in München, gründete nach einem Studium der Politologie in den USA und Berlin 1973 seine erste Galerie in Hamburg. Während seines Studienaufenthalts in Harvard lernte er seine spätere Frau Elisabeth Cabot kennen, Tochter des US-Botschafters John Moors Cabot aus Boston, durch deren kunstbegeisterte Familie er direkte Kontakte zu Künstlern und Galeristen bekam. Werke von Kenneth Noland, Anthony Caro, Morris Louis, Larry Poons und Jules Olitzki prägten seinen Kunstgeschmack.

In Berlin beendete von Wentzel als Diplom-Politologe sein Studium und leitete dann das Büro des Berliner Landesvorsitzenden der CDU, Peter Lorenz. Er engagierte sich immer wieder für kulturpolitische Projekte und wurde 1969 zum Mitbegründer des Neuen Berliner Kunstvereins.

Statt eine Anstellung im Bonner Präsidium der CDU anzunehmen, entschloss er sich, zusammen mit seiner Frau nach Hamburg überzusiedeln und dort, in der Agnesstrasse 49, am 8. Dezember 1973, eine Galerie zu eröffnen. Mit Kommissionsware befreundeter Galeristen aus London und New York vertraten sie vor allem die Maler der "Neuen Abstraktion", insbesondere aus Amerika, ebenso aber aus Deutschland und England. Die Eröffnungsausstellung zeigte mit einer Gruppenausstellung der Künstler Andreas Brandt, Willard Boepple, Jack Bush, Alexander Calder, Anthony Caro, Harold Cohen, Helen Frankenthaler, Robert Goodnough, Patrick Heron, Hans Hofmann, John Hoyland, Elsworth Kelly, Robert Motherwell, Kenneth Noland und Jules Olitzki eine erste Ausrichtung.

Kontakte, die von Wentzel auf Kunstmessen verstärkt zu rheinischen Sammlern schloss, bewogen ihn, den Standort seiner Galerie 1981 nach Köln in die St.-Apern-Strasse 26 zu verlegen. Skulptur wurde nun zu einem Schwerpunkt seines Galerienprogramms u. a. mit den Künstlern Anthony Caro, Tim Scott, Paul Suter, Franz Bernhard, Michael Croissant und Nobert Kricke. Daneben vertrat er deutsche und französische Malerei u. a. von Dieter Krieg, Walter Stöhrer, Karl Bohrmann, Allan Clément und Claude Viallat. Insbesondere der persönliche Kontakt war für Bogislav von Wenzel in der Auswahl der Künstler wichtig, nicht die starre Umsetzung eines Galerienprogramms. Dafür reiste er mit seiner Frau in viele Ateliers und besuchte Künstler in Amerika, Frankreich und anderen Staaten.

Sein politisches Engagement führte Bogislav von Wentzel auch neben der Galerietätigkeit fort: Er war beteiligt an der Gründung des Bundesverbands deutscher Galerien und von 1977 bis 1984 dessen Vorstand. Sowohl die "Privatinitiative Kunst" als auch den "Deutschen Kulturrat" wurden durch sein Mitwirken ins Leben gerufen.

1992 schloss von Wentzel - kurz nach Rudolf Zwirner - seine Galerie in Köln, um in Maine/USA seßhaft zu werden und dort weiterhin Kunsthandel zu betreiben, kam aber bald zurück, lebte in Bonn und engagierte sich für das 1992 vom BVDG gegründete ZADIK, dessen Vorsitz er im Oktober 1996 übernahm. Gemeinsam mit dem ehemaligen BVDG-Vorsitzenden Gerhard F. Reinz und Marie Hüllenkremer, der Kulturdezernentin der Stadt Köln, konnte er 2001 die SK Stiftung Kultur der Stadtsparkasse Köln – heute Sparkasse KölnBonn - als neue Geldgeberin gewinnen und den Umzug des ZADIK nach Köln ermöglichen.

Bogislav von Wentzel war Mitglied in zahlreichen Kuratorien und Beiräten kultureller Institutionen. Seine letzten 15 Jahre verbrachte er mit seiner Jugendliebe Elisabeth (Fee) Bonitz in Potsdam und Porto Christo, Mallorca, wo er am 4. Juni 2020 verstarb.