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In memoriam Edwin Vömel | 2025

Am 13.04.2025 ist der Kunsthändler und Galerist Edwin Vömel in hohem Alter von 97 Jahren gestorben. Er wurde am 15.11.1928 in Düsseldorf geboren.

Die Düsseldorfer Galerie Vömel war über 80 Jahre eine traditionsreiche Institution im Rheinland. Edwin Vömel war Galerist und Kunsthändler aus Überzeugung, obwohl sich die Zeiten geändert hatten, wie er 1996 in einem Interview berichtet: „Die Menschen sind apathischer geworden, einfach überfüttert und müde von allen Einflüssen, die auf sie einströmen. Was dabei auf der Strecke bleibt, ist ein Stück Offenheit und Begeisterungsfähigkeit.“[1]

Sein Vater Alexander (Alex) Vömel wurde 1897 in Emmishofen geboren, absolvierte eine Lehre als Buchhändler und trat 1922 als Mitarbeiter in die renommierte, legendäre Kunsthandlung des Sammlers, Kunsthändlers und Verlegers Alfred Flechtheim in Düsseldorf ein. Die 1913 in der Alleestraße 7, der heutigen Heinrich-Heine-Allee, eröffnete Galerie Flechtheim vertrat die damalige Avantgarde wie George Grosz, Pau Klee, Max Beckmann, Fernand Léger oder Renée Sintenis, Künstler:innen des deutschen Expressionismus und die französische Moderne. Zunächst wurde Alex Vömel zu Daniel-Henry Kahnweiler nach Paris entsandt und konnte über die Galerie Kontakte zur Pariser Kunstszene knüpfen, bevor er ab 1926 Geschäftsführer der Galerie Flechtheim wurde. Die Galerie geriet aufgrund der Weltwirtschaftskrise Ende der 1920er Jahre in wirtschaftliche Schwierigkeiten und war zunehmend antisemitischen Diffamierungen ausgeliefert. 1933 musste Flechtheim Deutschland verlassen. Als Kunsthändler jüdischer Herkunft war er gezwungen, seine Galerien in Düsseldorf und Berlin zu liquidieren.[2] 1933 eröffnete Alex Vömel daraufhin unter seinem Namen in den Räumen der ehemaligen Düsseldorfer Galerie Flechtheim auf der Königsallee eine eigene Galerie. Dabei übernahm er auch große Teile des Kunstbestandes der Galerie, darunter auch Werke aus Flechtheims Privatbesitz. Seine Rolle bei der raschen Übernahme der Galerie Alfred Flechtheim im Jahr 1933 wird im Hinblick auf „Arisierung“ und „Entfremdung jüdischen Eigentums im 3. Reich“ kontrovers diskutiert.[3] Er schien jedoch mit Alfred Flechtheim nach der Emigration weiterhin eng geschäftlich kooperiert zu haben.[4]

Während eines Luftangriffs 1943 wurden die Galerieräume sowie die dazugehörige Wohnung komplett zerstört. Auch Geschäftsunterlagen gingen verloren. 1953/54 trat Edwin Vömel in das Galeriegeschäft ein. Edwin begann seine Ausbildung zunächst in der Kestner Gesellschaft in Hannover. Danach absolvierte er einen Teil seiner Ausbildung ebenfalls wie sein Vater bei Daniel-Henry Kahnweiler in Paris.[5] Edwin Vömel war schon früh in das Traditionsunternehmen hineingewachsen, er kannte Künstler:innen wie Erich Heckel, Käthe Kollwitz, George Braque und Emil Nolde oder Pablo Picasso. „Mit Picasso bin ich sogar an der Côte d’Azur schwimmen gegangen“, berichtet er rückblickend.[6] Im Galerieprogramm behielt er den Schwerpunkt auf Werke und Graphik der klassischen Moderne bei, insbesondere der deutschen Expressionisten, vertreten waren auch Künstler des jungen Rheinlands wie Otto Dix und Otto Pankok sowie Bildhauer wie Gerhard Marcks, Ewald Mataré, Georg Kolbe und Ernst Barlach. Jüngere Künstler wie Alain Clément, Günter Ullmann und Otmar Alt kamen hinzu. Die Ausstellungen wurden begleitet von umfangreichen Katalogen.

1969 zog die Galerie in das damals neu gebaute Kö-Center auf der Königsallee 34 um, wo sie 30 Jahre residierte. Nach dem Tod von Alex Vömel im Jahr 1985 übernahm Edwin Vömel zusammen mit seiner Frau Dorothee die alleinige Galerieleitung. Die Galerie war Mitglied im Rheinischen Kunsthändler Verband e.V. (RKV), im Verband deutscher Antiquare und im Bundesverband Deutscher Galerien e.V. (BVDG).

Bereits seit den 1970er Jahren nahm die Galerie an internationalen Kunstmessen teil, u.a. regelmäßig an der ART COLOGNE (seit 1977), der Westdeutschen Kunstmesse Köln (spätere Cologne Fine Art), der Kunstmesse München, der Stuttgarter Antiquariatsmesse oder der Art Karlsruhe. Edwin Vömel agierte als Vorstandsmitglied der Westdeutschen Kunstmesse.

Die Galerie präsentierte umfassende Einzelausstellungen wie 1991 eine Retrospektive zum Werk von Oskar Schlemmer. Einmal im Jahr widmete die Galerie eine Ausstellung mit begleitendem Katalog der Graphik des 20. Jahrhunderts, vor allem des deutschen Expressionismus, wie Käthe Kollwitz, Emil Nolde, Max Pechstein, Erich Heckel und Karl Schmidt-Rottluff. Zeitgenössische Künstler wie Anatol oder Nobert Tadeusz wurden ebenfalls im Programm gezeigt.

1996 erfolgte ein weiterer Umzug in die Orangeriestraße 6 und danach in kleinere Räume. Im Jahr 2022 verlegte das Ehepaar Vömel den Kunsthandel vollständig ins Internet.[7] 

Die Galerie Vömel war nicht nur das Ergebnis der Vision von Alex Vömel, sondern das Ehepaar Vömel setzte sein Lebenswerk fort und entwickelte es weiter. „Man muss mit dem Herzen eine Galerie leiten, nicht mit dem Portemonnaie“, war das Erfolgsrezept von Alex Vömel. Diese Tradition hat sein Sohn Edwin weitergeführt.[8]

Im Jahr 2022 und 2023 übergaben Edwin und Dorothee Vömel das Galeriearchiv dem ZADIK.

 


[1] Speen, Wolfgang: „Die Galerie Vömel in Düsseldorf. Eine Institution im Rheinland“, in: Kunst Köln Nr. 3/1996, S. 40.

[2] Hildwein, Yvonne: „Galerie Vömel“, in: Nadine Oberste-Hetbleck (Hg.): Zur Geschichte des Düsseldorfer Kunsthandels, Düsseldorf 2014, S. 102.

[3] Neu-Kock, Roswitha: „Alexander Vömel – Die Jahre der Zusammenarbeit mit Alfred Flechtheim bis 1933“, in: Bambi, Andrea/Drecoll, Axel (Hg.): Alfred Flechtheim. Raubkunst und Restitution, Berlin/Boston 2015, S. 101-104. Zur Rolle von Alex Vömel vgl. Jeuthe, Gesa: „Die Galerie Alex Vömel ab 1933 – Eine „Tarnung“ der Galerie Alfred Flechtheim?“, in: Bambi, Andrea/Drecoll, Axel (Hg.): Alfred Flechtheim. Raubkunst und Restitution, Berlin/Boston 2015, S. 107-114.

[4] Dascher, Ottfried: «Es ist was Wahnsinniges mit der Kunst»: Alfred Flechtheim. Sammler, Kunsthändler, Verleger, Wädenswill 2011, S. 300.

[5] www.galerie-voemel.com/historie (22.05.2025).

[6] Wolfgang Speen: „Die Galerie Vömel in Düsseldorf. Eine Institution im Rheinland“, in: Kunst Köln Nr. 3/1996, S. 41.

[7] Wie Anm. 5.

[8] Wie Anm. 6.