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Porträt der Galerie Hella Nebelung (1945-1985)

Hella Nebelung (geboren 1912 in Beuthen/Oberschlesien) studierte nach ihrer Ausbildung zur Gymnastiklehrerin in Breslau Ballett und Tanz. Zusammen mit dem Ensemble des Ballettmeisters und Choreographen Aurel von Milloss (1906-1988) ging sie 1934 über Augsburg nach Düsseldorf an das Düsseldorfer Opernhaus. Neben ihrer Tätigkeit am Opernhaus eröffnete sie in ihrer Wohnung in der Düsseldorfer Prinz-Georg-Straße zusätzlich ein Ballettstudio. Hier trafen sich regelmäßig Studenten der Düsseldorfer Kunstakademie, um die dort probenden Tänzerinnen zu zeichnen. Das Studio wurde zum Treffpunkt insbesondere von Künstlern der rheinischen Kunstszene wie Oskar Moll, Peter Janssen, Robert Pudlich oder Oswald Petersen, und neben dem Ballettunterricht stellte sie die Räume für kleine Ausstellungen zur Verfügung. Im Jahr 1940 präsentierte sie ihre erste Kunstausstellung unter dem Titel „Tänzerinnen“ in der Düsseldorfer Galerie Vömel.

Am 22. Dezember 1945 eröffnete Hella Nebelung in der noch vom Krieg zerbomten Ruine eines Patrizierhauses in der damaligen Hofgartenstr. 10/ Eingang Logengasse die Kunsthandlung Hella Nebelung. Sie zählte damit zu den ersten Galerist/innen, die den Kunsthandel im Nachkriegsdeutschland etablierten. Die ersten Ausstellungen widmete sie den befreundeten, rheinischen Malern aus dem Umkreis der Künstlergruppe Junges Rheinland, u.a. Peter Janssen.

Zwischen 1945 bis 1948 finanzierte sich die Galerie hauptsächlich vom Tauschhandel. Der feste Kundenstamm von Stoff- und Ölfarbenfabrikanten und Speiseöllieferanten bezahlte mit Alkohol, Tee, Stoff oder Öl. Mit Einführung der Währungsreform und der Deutschen Mark am 21. Juni 1948 als alleiniges gesetzliches Zahlungsmittel organisierte Hella Nebelung im Herbst 1948 eine Ausstellung „Kleine Bilder“, zum „kleinen“ Preis von 48 DM pro Bild, um der Währungsreform Stand zu halten.

In den ersten Jahren vertrat die Galerie überwiegend Künstler der "Neuen Rheinischen Sezession", wie Carl Barth, Oswald Petersen, Robert Pudlich und Max Peiffer-Watenphul. Durch ihren engen Kontakt zu dem Kunstkritiker Albert Schulze Vellinghausen stellte Hella Nebelung ab 1947/48 zunehmend auch abstrakte Künstler aus, wie Joseph Fassbender, Georg Meistermann, Otto Ritschl und Hann Trier. Im Laufe des Jahres 1948 erweiterte sich der Kreis der regionalen Maler um international bekannte Künstler der Klassischen Moderne wie Fritz Winter, Willi Baumeister, Oskar Schlemmer und den Expressionisten Ernst Ludwig Kirchner, Erich Heckel, Alexej Jawlensky, Karl Schmidt-Rottluff, Christian Rohlfs und Otto Mueller, und auch der jüngeren Generation mit Karl Hartung. Die Galerie wurde zu einem geistigen Zentrum der Stadt, Hella Nebelung organisierte viele Sonderveranstaltungen wie Konzerte, Vorträge über Philosophie, Psychoanalyse und Kunst, Dichterlesungen und Matinées. Zu den Gästen zählten Schauspieler, Dichter, Komponisten und Künstler wie Gustaf Gründgens, Jean Cocteau, Günter Lüders, Arnold Gehlen, Werner Egk oder Wolf von Niebelschütz.

Nach ihrem Umzug in das ehemalige Wachhaus im Ratinger Tor, 1955, blieb die Galerie weiterhin Treffpunkt des gesellschaftlichen Lebens in der Stadt, auf den Vernissagen traf sich die rheinische Prominenz. Zu den Kunden der Galerie zählten u.a. der Kölner Sammler Josef Haubrich oder Willem Sandberg, Direktor des Stedelijk Museums Amsterdam. Ab 1958 widmete sich Hella Nebelung abstrakten Tendenzen in der Kunst, wie der Belgischen Gruppe „art abstrait“ oder den informellen Künstlern Emil Schumacher, Hann Trier, Hans Hartung oder Serpan und der École de Paris. 1958 organisierte die Galeristin eine große Themenausstellung mit Bildern in kleinem Format, die sie während eines längeren Zeitraums gesammelt hatte, zusätzlich hatte Hella Nebelung zahlreiche Künstler gebeten, ihr kleine Formate zu überlassen. Die Ausstellung umfasste Werke von ca. 100 Künstlern wie von Julius Bissier, Marc Chagall, Winfred Gaul, Karl Hartung, Henri Matisse, Ernst Wilhelm Nay, Robert Pudlich, Rogister, Anton Rooskens, Emil Schumacher, Heinz Trökes und Heinz Werdehausen.

Im März/April 1963 zeigte Hella Nebelung als erste Düsseldorfer Galerie kinetische Kunst. Die Ausstellung kam in Zusammenarbeit mit der auf Kinetik und Op Art spezialisierte Pariser Galerie Denise René zustande, insbesondere stellten Künstler wie Jesús Rafael Soto oder Julio Le Parc in der Galerie aus.

Von 1974 bis 1984 nahm die Galerie Hella Nebelung regelmäßig am der Internationalen Kunst- und Informationsmesse (IKI) in Köln/Düsseldorf teil. Anfang der 1980er Jahre zeigte die Galerie auf der Art Basel eine Einzelausstellung von Hede Bühl. Nach Hella Nebelungs Tod im Jahre 1985 wurde die Galerie von Hete Hünermann weitergeführt.

Adressen:
1945 Gründung der Galerie, Hofgartenstr. 10/Logengasse, Düsseldorf
1955 Im Ratinger Tor 2, Düsseldorf

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