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In memoriam Heinz Holtmann | 1939 – 2023

Der Galerist und Kunsthistoriker Heinz Holtmann ist am 4. Februar 2023 in Köln verstorben. Über 40 Jahre war die Galerie Heinz Holtmann eine feste Größe in der Kölner Galerienlandschaft.

„Ich habe selbst gemalt. Ich wollte ein großer Künstler werden. Als ich dann im Kunsthistorischen Institut in Heidelberg anfing zu studieren, habe ich einen Band von Jackson Pollock in die Hände bekommen. Er hatte schon alles gemacht, wovon ich glaubte, dass ich es erfunden hatte. Und so habe ich von heute auf morgen mit der Malerei aufgehört.“ – so beschreibt Heinz Holtmann seinen Weg zum Kunstvermittler in einem Interview von Franziska Leuthäußer in Café Deutschland.

Nach seinem Studium der Kunstgeschichte von 1960 bis 1970 an den Universitäten Heidelberg und Kiel wurde Holtmann zunächst wissenschaftlicher Assistent an der Kunsthalle zu Kiel und 1972 bis 1977 Direktor des Braunschweiger Kunstvereins. Danach wurde er Gründungsdirektor des neuen Mönchehaus-Museums in Goslar, wo jährlich der mittlerweile weltweit beachtete "Kaiserring" verliehen wird. Die ersten Preise gingen an Henry Moore, Max Ernst, Alexander Calder, Victor Vasarely und Joseph Beuys – Holtmann bereitete als beratendes Jury-Mitglied mit Ausstellungen und Katalogen vor. 1979 gründete er mit einer Ausstellung zum Nouveau Réalisme seine eigene Galerie in Hannover, die er bis 1982 betrieb. Aus einer mehrjährigen Freundschaft und Zusammenarbeit mit Eva und Hein Stünke konnte er deren ehemalige Räume der legendären Galerie DER SPIEGEL in der Kölner Richartzstraße 10 und die angeschlossenen Rahmenwerkstätten in der Eifel übernehmen. Die neuen Räume eröffnete er 1980 mit einer viel beachteten Ausstellung zu Joseph Beuys und setzte damit einen wichtigen Akzent in seinem Ausstellungsprogramm. Seine Vorliebe für Beuys begann bereits während der Arbeit an seiner ersten Ausstellung an der Kunsthalle Kiel mit Zeichnungen von Joseph Beuys aus der Sammlung van der Grinten. Hierbei lernte er die Brüder Hans und Franz Joseph van der Grinten kennen und erhielt im Tausch gegen Arbeiten von Walter Leistikow eine Beuys-Zeichnung als Grundlage für seine Sammlung. Bereits 1979 gab Holtmann die Beuys-Edition „Hirschkuh“ in einer Auflage von 180 Stück heraus, es war der Beginn einer zukünftigen intensiven Zusammenarbeit und Freundschaft mit dem Künstler.

In den ersten Jahren der Galerie lag der Schwerpunkt auf Künstler:innen des Nouveau Réalisme und der ZERO-Bewegung. Als einer der ersten zeigte er ab 1983 Ausstellungen mit den Berliner Jungen Wilden wie Elvira Bach, Rainer Fetting, Helmut Middendorf oder Salomé, deren „wilde Malerei“ in den Mittelpunkt der Galerieprogramms rückte. Es folgten umfangreiche Einzelausstellungen mit den „Klassikern“ der 1960er und 1970er Jahre, wie Dieter Roth, Arnulf Rainer, Daniel Spoerri, Arman, Adolf Luther, Andy Warhol und dem Zero-Künstler Heinz Mack. Die Kölner Szene war vertreten durch Charly Banana, Michael Buthe, Sigmar Polke, Jürgen Klauke und vielen anderen.

Einen neuen Akzent setzte Holtmann ab 1984 mit Künstler:innen wie Anna und Bernhard Blume, Rudolf Bonvie, Jürgen Klauke und Astrid Klein – damit bot er der „Fotoszene Köln“ parallel zur Photokina Köln ein frühes Forum. Neben diesen Künstler:innen setzte sich die Galerie ab den 1990er Jahren stets für die jüngere Generation deutscher Künstler:innen wie u.a. Michael Burges, Camill Leberer und Martin Noël ein.

Als erfahrener Kunstexperte veröffentlichte Holtmann 1997 das Buch „Keine Angst vor Kunst. Moderne Kunst erkennen, sammeln und bewahren“. Die Publikation gilt als informativer Ratgeber zum Kauf von Kunst und bietet spannende Insider-Informationen zur Kunstszene und den Marktmechanismen.

Neben dem internationalen Programm legte die Galerie in den 2000er Jahren mit dem Bildhauer Tony Cragg einen Fokus auf Skulptur und stellte in Folge einige seiner ehemaligen Meisterschüler:innen wie Flora Hitzing, Leunora Salihu, Herbert Willems und Tobias Nink aus. 2003 startete die Galerie mit einer Ausstellung von Saskia Niehaus eine neue Serie mit junger Kunst. Es folgten Foto-Ausstellungen wie „Positionen der Fotografie heute“ mit Boris Becker, Thomas Eller, Bettina Flitner, Andreas Friedrich, Judith Samen und der Koreanerin In Sook Kim. Vielen jungen Künstler:innen hat Heinz Holtmann ein erstes Forum geboten, gerade sein Einsatz für die Vertretung von noch nicht am Markt etablierten Künstler:innen prägte sein Galerieprogramm und zeichnete ihn als engagierten Galeristen für zeitgenössische Kunst aus. 2005 bezog die Galerie neue, lichtdurchflutete Räume im gerade umgestalteten Rheinauhafen am Anna Schneider Steig 13 mit Blick auf den Rhein. Hier konnte er im Jahr 2019 sein 40-jähriges Galeriejubiläum mit vielen Gästen aus Kultur und Politik feiern. Im Jahr 2020 beendete Heinz Holtmann seine Galerietätigkeit.

Große Verdienste erwarb sich Heinz Holtmann auch durch seine kulturpolitischen Aktivitäten. Von 2001 bis 2004 war er Vorsitzender des BVDG und von 2001 bis 2013 Vorstandsvorsitzender des ZADIK – Zentralarchiv des internationalen Kunsthandels (heute: Zentralarchiv für deutsche und internationale Kunstmarktforschung, Universität zu Köln). Die Geschichte des ZADIK ist eng mit Heinz Holtmann verbunden. In einer finanziellen Krisensituation während des Umzugs des ZADIK von Bonn nach Köln konnte er die Weichen für die zukünftige Unterbringung und Sicherung des Archivs im Mediapark 7 stellen und ab 2012 mehrere Projektförderungen bei der Landesregierung NRW erwirken, mit denen Mittelkürzungen der langjährigen Förderung durch die Sparkasse KölnBonn aufgefangen werden konnten. Zudem hinterließ Holtmann dem ZADIK sein umfangreiches Archiv, welches mit der Bestandsnummer A33 den Sammlungsbestand bereichert.

Mit seiner Energie und Großzügigkeit, mit seiner Leidenschaft für die bildende Kunst und seinem überragenden kulturellen Engagement war und bleibt er ein Leitbild – auch für die jüngere Generation der Galerist:innen.

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