Vorgartenausstellung, 1964
Eine für die Geschichte des Kunsthandels weitreichende und wohl eigentümlichste “Ausstellung” fand an einem kalten Wintertag im Februar/März 1964 im Garten der Villa Parnass statt: die sogenannte Vorgartenausstellung. Rolf Jährling beschreibt hierzu rückblickend: “1964 telefonierte eines Tages die Gruppe “Kapitalistischer Realismus”, also Fischer-Lueg, Richter und Polke, ob sie mal ihre Sachen zeigen könnten. “Sicher”, sagte ich, “gerne!” Und wirklich schellte es wenig später, und sie standen nebst einem kleinen Lieferwagen mit Persenning vor der Tür. “Kommen Sie doch mal raus”, meinten sie….”. Beim Betreten des Gartens bot sich dem Galeristen ein ungewöhnlicher Anblick: Gerhard Richter, Sigmar Polke, Konrad Lueg (alias Konrad Fischer) und Manfred Kuttner, damals noch Studenten an der Düsseldorfer Akademie, hatten ihre teils großformatigen Arbeiten an Bäume und Büsche gelehnt in den verschneiten Vorgarten gestellt. Schnell holte Rolf Jährling seine kleine Minox-Kamera mit der er diese Szene festhielt.
Am 20. November 1964 fand dann tatsächlich die Ausstellung unter dem Titel Neue Realisten von Richter, Polke und Lueg - allerdings ohne Beteiligung Manfred Kuttner - statt. Seine graphisch-abstrakten Arbeiten ließen sich möglicherweise nur noch schwer mit dem Titel Neue Realisten verbinden. Die Ausstellung umfaßte großformatige Arbeiten wie den Abfangjäger Phantom II (F-4B), 140 x 190 cm und Hirsch von Gerhard Richter, Tennisspieler von Sigmar Polke und Boxer von Konrad Lueg. Bereits im März hatte Rolf Jährling eine Arbeit von Lueg Die Fussballspieler an das Sammlerehepaar Gustav Adolf und Stella Baum verkaufen können, die kurzerhand im Käfer von Stella Baum mit offenem Schiebedach abgeholt worden war. Gerhard Richter erhielt während der Ausstellung einen Auftrag von der Sammlerin Fänn Schniewind, die ihren Mann porträtieren lassen wollte. Richter schrieb daraufhin an Jährling: “Lieber Herr Jährling, über den Porträt-Auftrag freue ich mich sehr. (…) – Wie es sich verhält: Lieferbar bis Weihnachten “Sitzungen” nicht (nie! Da nur störend) sondern nur einige Fotos von Frau Schniewind von denen ich mir dann eins aussuche, um es abzumalen.”