Am Anfang war das Informel
Ausstellung | 20.04. – 25.04.2010 auf der ART Cologne, Halle 11.2, Stand D40 | 03.05. – 30.07.2010 im ZADIK, Im Mediapark 7, 50670 Köln
"Malen auf Asche und Ruinen", so umschrieb Jaroslaw Serpan, einer der Begründer des Informel, die historische Ausgangssituation dieser europäischen Kunstbewegung der unmittelbaren Nachkriegszeit. Ihren Namen prägte der französische Kunstkritiker und Ausstellungskurator Michel Tapié in seinem 1952 parallel zur gleichnamigen Ausstellung im Pariser Studio des Fotografen Paul Facchetti erschienen Buch 'Un Art autre' und fasste mit diesem Begriff die neuen, gestisch-expressiven, nicht naturalistischen, nicht figurativen und auch nicht abstrakt geometrischen Kunstmanifestationen zusammen.
1952 war auch ein Schlüsseljahr für das Informel in Deutschland, wo es für die gesamte Kunstentwicklung seit der Stunde Null eine katalysatorische Bedeutung hatte. Im Dezember 1952 fand in der Frankfurter Zweizimmer-Wohnung von Klaus Franck, die als 'Zimmergalerie Franck' in die Kunstgeschichte einging, die Ausstellung der "Neuexpressionisten" Heinz Kreutz, Bernard Schultze, Otto Greis und Karl Otto Götz statt, denen der Dichter René Hinds den Gruppennamen "Quadriga" gab. Schon damals war Götz einer der wichtigsten Protagonisten des Informel und vermittelte zwischen Frankreich und Deutschland und den Galerien und Kunstkritikern, welche der Bewegung zum Durchbruch und zum Erfolg verhalfen. Neben der Zimmergalerie Franck waren dies insbesondere die Edition und Galerie Rothe in Frankfurt, welche die frühesten Grafikeditionen der informellen Künstler anregte und verlegte, die Galerien Parnass in Wuppertal und van de Loo in München mit ihren wegbereitenden Ausstellungen und später die Galerie Hennemann in Bonn, welche sich in Zusammenarbeit mit dem Kritiker Manfred de la Motte um die historische Dokumentation des Informel verdient gemacht hat. Ihr Wirken und das der Kunstkritiker Albert Schulze Vellinghausen, John Anthony Thwaites und Rolf Wedewer stehen im Mittelpunkt der Ausstellung, die mit bisher weitestgehend unveröffentlichten Briefen und Fotos und vielen originalen Text-, Bild-, Ton- und Filmdokumenten eine bewegende Zeitreise zu den Wurzeln und zu entscheidenden Stationen dieser Kunstrichtung bietet, die man gerade wieder neu zu entdecken beginnt.
Zur Ausstellung erschien sediment 18 mit einem Interview mit Karl Otto Götz und Essays zu den genannten Galerien und Kritikern und zahlreichen Abbildungen von Zeitdokumenten aus den Beständen des ZADIK und den Archiven der Leihgeber.