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Ausstellung

Um ’67 | Rudolf Zwirner und die frühen Jahre des Kunstmarkt Köln

 

Ausstellung | 31.10. – 05.11.2006 Kolumbahof 2, 50667 Köln | 04./05.11.2006 Lange Nacht der Kölner Museen

Die Verleihung des von der Koelnmesse und dem Bundesverband Deutscher Galerien gestifteten ART COLOGNE-Preises 2006 an Rudolf Zwirner gab den Anstoß für die Sonderausstellung und Festschrift „Um 67. Rudolf Zwirner und die frühen Jahre des Kunstmarkt Köln“.

Die Ausstellung richtete den Blick auf die frühen Jahre der Galerie Zwirner (1959-1975), die „Kölns Weg zur Kunstmetropole“ (Wulf Herzogenrath) bereitet und entscheidend mitgeprägt hat. Im Focus der Betrachtung stand Rudolf Zwirners Rolle als Galerist und Kunsthändler in einer Zeit tiefgreifender gesellschaftlicher Umwälzungen. In den 1960er Jahren verlor Paris seine zentrale Rolle als Kunstmetropole, die bis dahin marktbeherrschende École de Paris wurde infolge eines veränderten Kunstbegriffs durch die schnell boomende Pop Art verdrängt. Erste Fluxus- und Happeningaktivitäten lösten die bisher tradierten Gattungsgrenzen der Kunst auf und verlangen nach einem neuen Demokratieverständnis. Zum ersten Mal wurde im Jahr 1967 mit Gründung des Kölner Kunstmarkts die Kunst „zu Markte getragen“, eine Erscheinung, die ihre Entsprechung in der dinghaften amerikanischen Pop Art und ihren Anleihen an der Warenwelt, als auch in der veränderten Haltung des Künstlers als Produzent fand.

Die frühen Jahre seiner Galerietätigkeit fielen in die Aufbruchsphase, einem von Offenheit und Toleranz geprägtem Klima der Stadt Köln, die seit Anfang der 1960er Jahre durch die Aktivitäten auf dem Gebiet der modernen Musik wie das Kölner Studio für Elektronische Musik im WDR mit Künstlern wie Karlheinz Stockhausen, John Cage und Nam June Paik und dem Atelier Mary Bauermeister auf Künstler internationale Anziehungskraft ausübte und die notwendigen Voraussetzungen für die Entwicklung Kölns zur Kunststadt schuf.

1959 eröffnete Rudolf Zwirner seine erste Galerie in Essen, in umittelbarer Nähe des Folkwang Museums. Er zeigte u.a. Appel, Faßbender, Klapheck, Nay, Soto, Tàpies, Takis und Twombly, sowie Künstler des Informel. Nach kurzer Zeit verließ er Essen und zog nach Köln. Kolumbakirchhof 2 lautete die erste Adresse der 1962 von Essen nach Köln gezogenen Galerie Zwirner und ist jetziger Ort der Ausstellung.

Von hier aus startete eine Reihe von Ausstellungen mit Künstlern, die zum Teil erstmals in einer Einzelausstellung in Deutschland zu sehen waren, wie René Magritte und Daniel Spoerri und mit Künstlern wie Jean Tinguely, Konrad Klapheck und Robert Filliou, die eine verstärkte Hinwendung zur Gegenständlichkeit im Galerieprogramm erkennbar werden ließen. Eine Neuorientierung in Zwirners Ausstellungsaktivitäten fand um 1965 statt: in der Eröffnungsausstellung der neuen Galerieräume in der Albertusstr. 16 zeigte Zwirner zum ersten Mal Künstler der Pop Art wie Lichtenstein, Oldenburg, Rauschenberg und Warhol, die er den Künstlern des Nouveau Réalisme gegenüberstellte. Die Galerieräume waren nicht nur Ausstellungsort sondern zugleich Ereignisort: Aufsehen erregte Daniel Spoerris Aktion im Jahr 1963. Sie dauerte nur 4,5 Minuten, so lange wie ein Ei braucht, um gar zu werden. Nach 4,5 Minuten wurden die zuvor aufgehängten Bilder von Spediteuren wieder abgeholt und verstaut; Andy Warhol füllte die Galerie mit schwebenden Aluminium-Kissen oder verkleidete die Wände der Galerie mit einer Kuhtapete; Lesungen wie von Bernhard Minetti, das spektakuläre Fluxus-Konzert 1965 von Nam June Paik und Charlotte Moormann oder die Uraufführung der Filme von X-Screen 1967 zeugten von dem breitgefächerten Interesse Rudolf Zwirners.

Durch seine transatlantischen Kontakte und die Zusammenarbeit mit New Yorker Galeristen wie Leo Castelli und Ileana Sonnabend war Rudolf Zwirner der erste Galerist, der sich in Deutschland für die amerikanische Pop Art einsetzte. In engem händlerischem Kontakt und Austausch mit dem Sammler Wolfgang Hahn und dem Sammler und Mäzen Peter Ludwig fand die Pop Art in Westdeutschland und Westeuropa öffentliche und sammlerische Akzeptanz. Mit der Ausstellung und Dauerleihgabe der Sammlung Peter und Irene Ludwig 1969 an das Wallraf-Richartz-Museum entstand eine für die Stadt Köln wichtige Säule der modernen Kunstgeschichte: die Pop-Art Sammlung des Museum Ludwig.

Einen folgenreichen Schritt unternahmen Rudolf Zwirner und Hein Stünke mit der Gründung und Errichtung des Kölner Kunstmarkts 1967 (spätere ART COLOGNE) zusammen mit 16 weiteren „progressiven“ Kunsthändlern im Kölner Gürzenich. Dieser kulturpolitisch wichtige Schachzug, vom damaligen Kulturdezernenten Kurt Hackenberg wohlwollend unterstützt, bildete einen Wendepunkt in der Kunstvermittlung und Kunstvermarktung und verhalf Köln zu seiner Glanzzeit und Anbindung an die internationale Kunstszene. Zahlreiche junge Künstler und Galerien zogen nun nach Köln, in dem sich die deutsche Kunstszene konzentrierte. Das gesellschaftliche Interesse an moderner Kunst wuchs, und Köln wurde für einige Jahre zum „wichtigsten Umschlags- und Informationsplatz für moderne Kunst in Europa“ (Hein Stünke).

Die Ausstellung in Zwirners alten Galerieräumen am Kolumbahof (ehemals Kolumbakirchhof) zeigte hochkarätige Leihgaben aus der Sammlung Ludwig/Museum Ludwig und weiterer Kölner Sammlungen, die durch Vermittlung von Rudolf Zwirner angekauft wurden. Ergänzend wurden im dokumentarischen Teil der Ausstellung Bild- und Textdokumente aus dem Archiv der Galerie Zwirner im Bestand desZADIK präsentiert.

Zur Ausstellung erschien in Kooperation mit der Koelnmesse eine Sonderveröffentlichung sediment 12. Die als Festschrift konzipierte Publikation umfaßt Textbeiträge von Autoren, die Rudolf Zwirner besonders verbunden waren und Fotos und Dokumente aus den Beständen des ZADIK.

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